Bericht

Kurzbericht nach der Tour:

Ja, das war eine echt geile Tour, vermutlich die härteste die ich bislang gemacht habe. Hatte ich bislang maximal zwei Pässe zu bewältigen, waren es diesmal derer drei. Und der Arlbergpass und das Stilfser Joch sind ja nun auch nicht gerade die kleinsten Hügel. Selbst der niedrigere Reschenpass war relativ anspruchsvoll (bei miesem Wetter). 

Wie immer bin ich ja relativ untrainiert losgefahren und habe mir die Kondition durch die Mittelgebirge in Deutschland erarbeitet. 

Die von mir ausgesuchten Etappenziele waren fast alle Top und sehr Sehenswert. Besonders hervorheben möchte ich hier die Burgenstadt Schlitz, Büdingen, Tübingen und Meersburg. Aber auch Bietigheim-Bissingen gefiel mir gut und das Schloss in Sindelfingen ist echt ein Traum. Aschaffenburg, wo ich einen Tag Pause gemacht habe, hat mir am schlechtesten Gefallen. 

Mit den Unterkünften hatte ich viel Glück, da gab es keinen Ausfall. Das einfachste Zimmer gab es in Mosbach, das beste hatte ich in Stuben, direkt am Arlbergpass. Da bekam ich sogar noch ein kostenloses Upgrade für ein größeres Zimmer, wo auch 10 Leute Platz gehabt hätten. 

Das Wetter hat überwiegend mitgespielt, es gab aber auch einige Regentage. Besonders Schlimm hat es mich am Reschenpass und auf der Etappe nach Trafoi erwischt. Trafoi liegt ja schon an der Stilfser-Joch-Str. in 1400 Meter Höhe. Hier habe ich mich die Straße bei Starkregen raufgequält. 
Da war am Ende nichts mehr trocken, sogar die Unterhose konnte ich auswringen. Dafür gab es dann am nächsten Tag bei meiner Königsetappe zum Stilfser-Joch bestes Sonnenwetter. 

Mit meinem Fahrrad (das teuerste bislang), hatte ich weniger Glück. Zum ersten Mal musste ich mich mit einem größeren Defekt herumquälen. Gleich auf der zweiten Etappe nach der ersten Bergabfahrt Richtung Hameln, hat sich tatsächlich meine Vorderradbremse verabschiedet. Aber Gottseidank bin ich noch heil in den nächsten Ort gekommen. Und wie der Zufall es wollte, stand ich dann direkt vor einer kleinen Fahrradwerkstatt. Kein schlechter Standort, direkt nach so einer Abfahrt. Der macht hier bestimmt sein Geld, grins. Aber Spaß beiseite. Der Schaden war leider etwas größer und der nette Schrauber konnte mir nicht wirklich weiterhelfen. Da ich eine hydraulische Bremse habe, ist die Reparatur etwas aufwendiger und die Ersatzteile hat auch nicht jeder auf Lager. Auf jeden Fall hat er noch etwas an dem Rad rumgeschraubt, so dass ich zumindest mit etwas Bremskraft weiterfahren konnte. Ich hatte ja auch noch die Hinterradbremse. 

Mein Plan war es dann, in Bad Karlshafen in eine größere Werkstatt zu gehen und habe mich dann auch schon am Vorabend dort telefonisch angemeldet. Aber als ich da dann am nächsten Tag ankam, standen da schon mehrere Radfahrer mit ähnlichen Problemen. Als ich dann endlich an der Reihe war, konnte mir der Fachmann wieder nicht helfen, da auch er das nötige Ersatzteil nicht auf Lager hatte. Gefrustet bin ich dann wieder abgezogen. 

Am Ende bin mit der defekten Bremse noch bis Tübingen gefahren, wo ich endlich eine kompetente Werkstatt gefunden habe. Dort hat man mir das Fahrrad innerhalb von drei Stunden repariert. Junge, was war ich happy. Ich wollte doch nicht mit nur einer Bremse in die Alpen fahren. 

Weitere Fahrradschäden sollten auch nicht mehr folgen. Meine Pause in Meersburg war super (sehr tolle Altstadt) und auch die Überfahrt von Meersburg mit der Fähre nach Konstanz war mal eine nette Abwechslung. 

Die Fahrt am Bodensee war schön, aber teilweise auch etwas eintönig. Ich bin nun mal der Bergfahrer. Aber davon bekam ich ja nun ab Feldkirch genug. Von hier an ging es nur noch bergauf oder bergab. Gerade Strecken gab es jetzt so gut wie gar nicht mehr. Die Anfahrt nach Stuben zum Arlbergpass war landschaftlich sehr reizvoll, aber auch ziemlich anstrengend. Nun ging es richtig los mit den Steigungen und ich war auch ganz schön am japsen. Manchmal habe ich mir sogar etwas Sorgen gemacht, ob ich überhaupt auf das Stilfser Joch hinaufkomme. Aber wie man weiß, habe ich es ja geschafft. 
Der Arlbergpass war dann auch ganz okay, es waren von Stuben ja auch nicht mehr so viele Höhenmeter, die hatte ich ja schon am Vortag gemeistert. Nur die Serpentinen waren entsprechend steiler. 

Von Landeck ging es dann zum Reschenpass. Der war zwar nicht so hoch, dafür aber auch recht anspruchsvoll. Anspruchsvoll auch deshalb, weil der Verkehr so massiv war, dass man als Radfahrer schon mal Angst bekommen konnte. 

Am Reschenpass hatte ich dann wieder einen Tag Pause. Da bin ich dann am freien Tag gleich mit der Seilbahn auf einen Berg gefahren, um zu Wandern. Tja, Ruhephasen kenne ich nicht wirklich ... Das Wahrzeichen vom Reschensee ist ja diese versunkene Kirche, die noch zum Teil aus dem See ragt. Das war dann auch ein sehr schönes Bildmotiv. 

Vom Reschensee ging es dann weiter Richtung Trafoi am Stilfser Joch. Wie oben schon beschrieben, war das Wetter eine Katastrophe und ich musste ja noch ca. 500 Höhenmeter bewältigen. Das war schon ganz schön hart, aber auch das habe ich über mich ergehen lassen. 

Die Wirtin vom Hotel war sehr nett und wollte sofort meine nassen Sachen waschen, was ich aber nicht in Anspruch genommen habe. Abends gab es dann ein leckeres Menü im Hotel, das im Preis inkl. war. Naja, wo hätte man sonst auch Essen sollen? In Trafoi gibt es in der Nebensaison nicht gerade viele Möglichkeiten. 

Am nächsten Tag wartete dann die Königsetappe auf mich. Wie schon geschrieben, erwartete mich bestes Wetter. Und jetzt konnte ich zum ersten Mal die Berge des Ortler-Massivs sehen, einfach grandios. 

Und auf geht´s. Die Strecke war von Anfang an megasteil und ich machte mir wieder so meine Gedanken. Dieses Mal musste ich ja auch mit vollem Gepäck hoch, nicht wie auf das Timmelsjoch wie vor zwei Jahren. Da hatte ich das Glück, dass ich mich mit meiner Frau Bianka in Sölden getroffen habe und ich ihr einen großen Teil meiner Klamotten mitgeben konnte. 
Den Unterschied mit dem Gepäck merkte ich deutlich, es war von Anfang an ein zähes Unterfangen. Aber ich bin dann so langsam wie es ging, die Serptentinen hinauf gefahren, ohne große Pausen zu machen. Pausen bringen mich meistens aus dem Rhythmus, nur zur Verpflegung und zum Fotos schiessen bin ich kurz angehalten. 
Der Verkehr war wieder sehr ätzend, wahnsinn wer und was hier alles rauffährt. Die Wohnmobile hatten teilweise große Mühe, da die Straße doch recht schmal ist. 

Nach einer ca. dreistündigen und von der Landschaft grandiosen Auffahrt, hatte ich die Passhöhe vom Stilfser-Joch erreicht. 

Und dann der Schock - was war hier denn los? So einen Rummel hatte ich auf einem Pass noch nie erlebt. Der Pass war so dermaßen von Menschen, Autos, Motorräder und Wohnmobilen zugepflastert, dass man den eigentlichen Pass gar nicht mehr erkennen konnte. Nein, das war nicht schön. Trotzdem bin ich noch in das Aussichtrestaurant rein und habe mir ein kühles Getränk gegönnt. 

Aber ich war trotzdem sehr glücklich, dass ich den zweithöchsten asphaltierten Alpenpass mit dem Fahrrad bezwungen habe. Das ist schon ein tolles Gefühl. Nachdem ich dann noch ca. eine Stunde das schöne Panorama genossen habe, bin ich auf der anderen Seite wieder hinuntergefahren nach Glurns im Vinschgautal.  

Hier war dann meine Tour praktisch zu Ende. Ich musste am nächsten Tag nur noch ca. 20 km leicht bergab nach Schlanders fahren, wo es dann mit dem Zug wieder zurück nach Bremen ging. Bis nach München musste ich zweimal umsteigen, was aber problemlos geklappt hat. Zumindest fast. In dem Eurocity von Bozen nach München, passte mein Fahrrad nicht in dem vorgesehenden Stellplatz. Zum Glück führte der Zug einen Gepäckwagen mit sich, wo ich dann das Fahrrad reinstellen konnte. 

Den letzten Tag meiner Tour habe ich dann abends in München verbracht. Nach dem obligatorischen Besuch im Biergarten auf dem Viktualienmarkt, bin ich noch durch die Altstadt von München gelaufen, was ein sehr schöner Abschluss meiner Tour war. 

Den letzten Ärger gab es dann am nächsten Tag, als der planmäßige Zug nach Hannover ausgefallen ist und ein Ersatzzug eingesetzt wurde. Dieser hatte statt 8 Fahrradstellplätze nur drei an Bord. Da war natürlich cleverness angesagt. Mit zwei anderen Fahrradreisenden haben wir uns bei der Zugaufsicht erkundigt, wo denn wohl das Abteil mit den Fahrradplätzen hält. Und die Auskunft war Gold wert, das Abteil hielt genau da, wo man uns hingeschickt hatte. Die anderen fünf Radler durften dann nicht mehr mitfahren, puh Schwein gehabt. 
Aber ob ich noch mal mit dem Zug zurück fahre? Eher nicht, da lasse ich mich lieber wieder von meiner Frau abholen, so wie sie es in Venedig gemacht hat. 

Aber egal, ich bin wieder heil in Bremen angekommen und hatte eine echt schöne und teilweise auch aufregenden Tour hinter mir. Mal sehen, wo die nächste Fahrt hingeht. Aktuell könnte ich mir vorstellen, dass es zur Abwechlsung Richtung Nordeuropa geht wie z.B. nach Göteburg in Schweden. Aber das ist bislang nur so eine Idee von mir.

Nachfolgend könnt ihr noch meine Live-Berichte von den einzelnen Etappen nachlesen, die ich während meiner Tour geschrieben habe. 

Viel Spaß, Euer Rainer

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