Intro

Mit dem Fahrrad von Bremen nach Italien zum Stilfser Joch (inkl. drei Alpenpässe).

Nachdem ich es 2017 ja bis nach Venedig ans Mittelmeer geschafft habe, gehen mir so langsam die Ziele aus. Nachdem es in Richtung Süden mangels Zeit kaum weiter gehen kann, geht es dafür jetzt in die Höhe! Nachdem ich nun schon einige Pässe gefahren bin wie das Timmelsjoch oder die Großglocknerstr., habe ich mir jetzt das Stilfser Joch auserkoren. Das Stilfser Joch ist mit 2757 Metern immerhin der zweithöchste asphaltierte Pass der Alpen - also eine schöne Herausforderung. 



Info´s

Datum: 03.06. - 25.06.19
Etappen: 18
Entfernung:  1145 km
Höhenmeter: ca. 11850 Meter
Längste Etappe: 87 km 
Kürzeste Etappe: 40 km
Pause: Drei Tage auf die Tour verteilt. 




https://hb-stilfserjoch.blogspot.com/p/blog-page_5.html

https://hb-stilfserjoch.blogspot.com/p/meine-unterkunfte.html

https://hb-stilfserjoch.blogspot.com/p/meine-ausrustung.html

 


Bericht

Kurzbericht nach der Tour:

Ja, das war eine echt geile Tour, vermutlich die härteste die ich bislang gemacht habe. Hatte ich bislang maximal zwei Pässe zu bewältigen, waren es diesmal derer drei. Und der Arlbergpass und das Stilfser Joch sind ja nun auch nicht gerade die kleinsten Hügel. Selbst der niedrigere Reschenpass war relativ anspruchsvoll (bei miesem Wetter). 

Wie immer bin ich ja relativ untrainiert losgefahren und habe mir die Kondition durch die Mittelgebirge in Deutschland erarbeitet. 

Die von mir ausgesuchten Etappenziele waren fast alle Top und sehr Sehenswert. Besonders hervorheben möchte ich hier die Burgenstadt Schlitz, Büdingen, Tübingen und Meersburg. Aber auch Bietigheim-Bissingen gefiel mir gut und das Schloss in Sindelfingen ist echt ein Traum. Aschaffenburg, wo ich einen Tag Pause gemacht habe, hat mir am schlechtesten Gefallen. 

Mit den Unterkünften hatte ich viel Glück, da gab es keinen Ausfall. Das einfachste Zimmer gab es in Mosbach, das beste hatte ich in Stuben, direkt am Arlbergpass. Da bekam ich sogar noch ein kostenloses Upgrade für ein größeres Zimmer, wo auch 10 Leute Platz gehabt hätten. 

Das Wetter hat überwiegend mitgespielt, es gab aber auch einige Regentage. Besonders Schlimm hat es mich am Reschenpass und auf der Etappe nach Trafoi erwischt. Trafoi liegt ja schon an der Stilfser-Joch-Str. in 1400 Meter Höhe. Hier habe ich mich die Straße bei Starkregen raufgequält. 
Da war am Ende nichts mehr trocken, sogar die Unterhose konnte ich auswringen. Dafür gab es dann am nächsten Tag bei meiner Königsetappe zum Stilfser-Joch bestes Sonnenwetter. 

Mit meinem Fahrrad (das teuerste bislang), hatte ich weniger Glück. Zum ersten Mal musste ich mich mit einem größeren Defekt herumquälen. Gleich auf der zweiten Etappe nach der ersten Bergabfahrt Richtung Hameln, hat sich tatsächlich meine Vorderradbremse verabschiedet. Aber Gottseidank bin ich noch heil in den nächsten Ort gekommen. Und wie der Zufall es wollte, stand ich dann direkt vor einer kleinen Fahrradwerkstatt. Kein schlechter Standort, direkt nach so einer Abfahrt. Der macht hier bestimmt sein Geld, grins. Aber Spaß beiseite. Der Schaden war leider etwas größer und der nette Schrauber konnte mir nicht wirklich weiterhelfen. Da ich eine hydraulische Bremse habe, ist die Reparatur etwas aufwendiger und die Ersatzteile hat auch nicht jeder auf Lager. Auf jeden Fall hat er noch etwas an dem Rad rumgeschraubt, so dass ich zumindest mit etwas Bremskraft weiterfahren konnte. Ich hatte ja auch noch die Hinterradbremse. 

Mein Plan war es dann, in Bad Karlshafen in eine größere Werkstatt zu gehen und habe mich dann auch schon am Vorabend dort telefonisch angemeldet. Aber als ich da dann am nächsten Tag ankam, standen da schon mehrere Radfahrer mit ähnlichen Problemen. Als ich dann endlich an der Reihe war, konnte mir der Fachmann wieder nicht helfen, da auch er das nötige Ersatzteil nicht auf Lager hatte. Gefrustet bin ich dann wieder abgezogen. 

Am Ende bin mit der defekten Bremse noch bis Tübingen gefahren, wo ich endlich eine kompetente Werkstatt gefunden habe. Dort hat man mir das Fahrrad innerhalb von drei Stunden repariert. Junge, was war ich happy. Ich wollte doch nicht mit nur einer Bremse in die Alpen fahren. 

Weitere Fahrradschäden sollten auch nicht mehr folgen. Meine Pause in Meersburg war super (sehr tolle Altstadt) und auch die Überfahrt von Meersburg mit der Fähre nach Konstanz war mal eine nette Abwechslung. 

Die Fahrt am Bodensee war schön, aber teilweise auch etwas eintönig. Ich bin nun mal der Bergfahrer. Aber davon bekam ich ja nun ab Feldkirch genug. Von hier an ging es nur noch bergauf oder bergab. Gerade Strecken gab es jetzt so gut wie gar nicht mehr. Die Anfahrt nach Stuben zum Arlbergpass war landschaftlich sehr reizvoll, aber auch ziemlich anstrengend. Nun ging es richtig los mit den Steigungen und ich war auch ganz schön am japsen. Manchmal habe ich mir sogar etwas Sorgen gemacht, ob ich überhaupt auf das Stilfser Joch hinaufkomme. Aber wie man weiß, habe ich es ja geschafft. 
Der Arlbergpass war dann auch ganz okay, es waren von Stuben ja auch nicht mehr so viele Höhenmeter, die hatte ich ja schon am Vortag gemeistert. Nur die Serpentinen waren entsprechend steiler. 

Von Landeck ging es dann zum Reschenpass. Der war zwar nicht so hoch, dafür aber auch recht anspruchsvoll. Anspruchsvoll auch deshalb, weil der Verkehr so massiv war, dass man als Radfahrer schon mal Angst bekommen konnte. 

Am Reschenpass hatte ich dann wieder einen Tag Pause. Da bin ich dann am freien Tag gleich mit der Seilbahn auf einen Berg gefahren, um zu Wandern. Tja, Ruhephasen kenne ich nicht wirklich ... Das Wahrzeichen vom Reschensee ist ja diese versunkene Kirche, die noch zum Teil aus dem See ragt. Das war dann auch ein sehr schönes Bildmotiv. 

Vom Reschensee ging es dann weiter Richtung Trafoi am Stilfser Joch. Wie oben schon beschrieben, war das Wetter eine Katastrophe und ich musste ja noch ca. 500 Höhenmeter bewältigen. Das war schon ganz schön hart, aber auch das habe ich über mich ergehen lassen. 

Die Wirtin vom Hotel war sehr nett und wollte sofort meine nassen Sachen waschen, was ich aber nicht in Anspruch genommen habe. Abends gab es dann ein leckeres Menü im Hotel, das im Preis inkl. war. Naja, wo hätte man sonst auch Essen sollen? In Trafoi gibt es in der Nebensaison nicht gerade viele Möglichkeiten. 

Am nächsten Tag wartete dann die Königsetappe auf mich. Wie schon geschrieben, erwartete mich bestes Wetter. Und jetzt konnte ich zum ersten Mal die Berge des Ortler-Massivs sehen, einfach grandios. 

Und auf geht´s. Die Strecke war von Anfang an megasteil und ich machte mir wieder so meine Gedanken. Dieses Mal musste ich ja auch mit vollem Gepäck hoch, nicht wie auf das Timmelsjoch wie vor zwei Jahren. Da hatte ich das Glück, dass ich mich mit meiner Frau Bianka in Sölden getroffen habe und ich ihr einen großen Teil meiner Klamotten mitgeben konnte. 
Den Unterschied mit dem Gepäck merkte ich deutlich, es war von Anfang an ein zähes Unterfangen. Aber ich bin dann so langsam wie es ging, die Serptentinen hinauf gefahren, ohne große Pausen zu machen. Pausen bringen mich meistens aus dem Rhythmus, nur zur Verpflegung und zum Fotos schiessen bin ich kurz angehalten. 
Der Verkehr war wieder sehr ätzend, wahnsinn wer und was hier alles rauffährt. Die Wohnmobile hatten teilweise große Mühe, da die Straße doch recht schmal ist. 

Nach einer ca. dreistündigen und von der Landschaft grandiosen Auffahrt, hatte ich die Passhöhe vom Stilfser-Joch erreicht. 

Und dann der Schock - was war hier denn los? So einen Rummel hatte ich auf einem Pass noch nie erlebt. Der Pass war so dermaßen von Menschen, Autos, Motorräder und Wohnmobilen zugepflastert, dass man den eigentlichen Pass gar nicht mehr erkennen konnte. Nein, das war nicht schön. Trotzdem bin ich noch in das Aussichtrestaurant rein und habe mir ein kühles Getränk gegönnt. 

Aber ich war trotzdem sehr glücklich, dass ich den zweithöchsten asphaltierten Alpenpass mit dem Fahrrad bezwungen habe. Das ist schon ein tolles Gefühl. Nachdem ich dann noch ca. eine Stunde das schöne Panorama genossen habe, bin ich auf der anderen Seite wieder hinuntergefahren nach Glurns im Vinschgautal.  

Hier war dann meine Tour praktisch zu Ende. Ich musste am nächsten Tag nur noch ca. 20 km leicht bergab nach Schlanders fahren, wo es dann mit dem Zug wieder zurück nach Bremen ging. Bis nach München musste ich zweimal umsteigen, was aber problemlos geklappt hat. Zumindest fast. In dem Eurocity von Bozen nach München, passte mein Fahrrad nicht in dem vorgesehenden Stellplatz. Zum Glück führte der Zug einen Gepäckwagen mit sich, wo ich dann das Fahrrad reinstellen konnte. 

Den letzten Tag meiner Tour habe ich dann abends in München verbracht. Nach dem obligatorischen Besuch im Biergarten auf dem Viktualienmarkt, bin ich noch durch die Altstadt von München gelaufen, was ein sehr schöner Abschluss meiner Tour war. 

Den letzten Ärger gab es dann am nächsten Tag, als der planmäßige Zug nach Hannover ausgefallen ist und ein Ersatzzug eingesetzt wurde. Dieser hatte statt 8 Fahrradstellplätze nur drei an Bord. Da war natürlich cleverness angesagt. Mit zwei anderen Fahrradreisenden haben wir uns bei der Zugaufsicht erkundigt, wo denn wohl das Abteil mit den Fahrradplätzen hält. Und die Auskunft war Gold wert, das Abteil hielt genau da, wo man uns hingeschickt hatte. Die anderen fünf Radler durften dann nicht mehr mitfahren, puh Schwein gehabt. 
Aber ob ich noch mal mit dem Zug zurück fahre? Eher nicht, da lasse ich mich lieber wieder von meiner Frau abholen, so wie sie es in Venedig gemacht hat. 

Aber egal, ich bin wieder heil in Bremen angekommen und hatte eine echt schöne und teilweise auch aufregenden Tour hinter mir. Mal sehen, wo die nächste Fahrt hingeht. Aktuell könnte ich mir vorstellen, dass es zur Abwechlsung Richtung Nordeuropa geht wie z.B. nach Göteburg in Schweden. Aber das ist bislang nur so eine Idee von mir.

Nachfolgend könnt ihr noch meine Live-Berichte von den einzelnen Etappen nachlesen, die ich während meiner Tour geschrieben habe. 

Viel Spaß, Euer Rainer

03.06. Bremen - Nienburg

Etappe 1 

Entfernung: 65 km
Höhenmeter: 110 Meter 

https://hb-stilfserjoch.blogspot.com/2019/01/0306-bremen-nienburg.html

Tagebuch:

So, die erste Etappe ist geschafft! Nachdem sich der Start wegen dem Regen ein wenig verzögert hatte, gab es sonst keine weiteren Probleme. Kurz nach 16:00 Uhr habe ich die Unterkunft in Nienburg erreicht. Allerdings muss ich sagen, hatte ich noch nie so eine dämliche Auftaktetappe. 30 km an einer Hauptstraße ohne Abbiegung zu fahren, ist echt nicht der Hit. Und dann auch noch Null Höhenmeter die ganze Strecke. Das war echt langweilig. Morgen wird es da schon wesentlich interessanter, wenn es ins Weserbergland geht.






04.06. Nienburg - Hameln

Etappe 2

Entfernung: 75 km
Höhenmeter: 560 Meter



Tagebuch:

Als ich aufgewacht bin, regnete es natürlich. Aber um 9:00 Uhr war Schluss und ich konnte starten. Die heutige Etappe war schon knüppelhart mit 600 Höhenmetern. Normalerweise hat meine erste Bergetappe selten mehr als 200 - 300 Meter. Nach dem vierten Anstieg konnte ich fast schon La Paloma pfeifen, so fix und fertig war ich bei dem Anstieg. Aber hilft ja nix, der Weg ist das Ziel. Nach der letzten Abfahrt dann der Schock: Die Vorderradbremse funktionierte kaum noch. Und wie der Zufall es so will, stehe ich am Ende der Abfahrt vor einer Fahrradschrauber-Werkstatt. Nun ja, von einer Werkstatt kann man nicht wirklich sprechen, da sitzt so ein junger Typ in seiner Garage und versucht eben Fahrräder zu reparieren. Er bemerkt mich auch gleich und grinst mich an. "Na, haste ne Panne?" Nein dachte ich, ich wollte nur mal so guten Tag sagen. Immerhin hatte er wenigstens etwas Ahnung und stellte schnell den Schaden fest. Die Ölleitung der hydraulischen Bremse ist defekt und leckt. Toll diese ach so modernen Bremsen. Früher konnte man die Dinger selbst einfach wieder stramm ziehen. Heute brauch man gleich jede Menge Ersatzteile, die der Schrauber natürlich nicht hatte. Also bin ich nach Hameln weitergefahren, es waren ja zum Glück nur noch 10 km. Allerdings war es dort zu spät, um eine professionelle Werkstatt aufzusuchen. Also was tun? Schlau wie der alte Wohlti-Fuchs ist, habe ich eine Werkstatt in meinem nächsten Etappenort Bad Karlshafen angerufen. Der Mensch war auch gleich relativ zutraulich und hat mich für 15:00 in seine Werkstatt bestellt. Hoffentlich wird das was, sonst weiß ich auch nicht weiter. Morgen berichte ich von dem Ausgang der Geschichte. Natürlich bin ich auch noch in die schöne Altstadt von Hameln gepilgert. So, jetzt schnell duschen und dann Happa Happa beim Italiäner. 

05.06. Hameln - Bad Karlshafen

Etappe 3

Entfernung: 72 km
Höhenmeter: 450 Meter 


Tagebuch:

Normalerweise tut mir der Hintern spätestens nach 30 km weh. Das war heute anders - er schmerzte von Beginn an. Ansonsten war es eine sehr schöne Tour, die mich tatsächlich fast die ganze Zeit am Weserradweg langführte. Nur zweimal habe ich über die Berge "abgekürzt". Gerade die erste Bergfahrt war wunderschön. Und beim zweiten Berg hatte ich von oben eine tolle Aussicht auf die Weser.
Bereits um 13:15 Uhr erreichte ich meine Unterkunft in Bad Karlshafen. Gleichzeitig habe ich auch somit das Bundesland Hessen erreicht. Das habe ich noch nie geschafft, mit relativ kleinen Etappen in drei Tagen Hessen zu erreichen. Tja, gewusst wie. Also Bad Karlshafen scheint echt ein Fahrradmekka zu sein. Überall Radler, wo mann auch hinschaut. Und ich meine nicht die zum Trinken. Viele Läden gibt es hier trotzdem nicht, eigentlich komisch. Aber ich habe dann dank Google doch einen Supermarkt gefunden. Meine Bremse hat übrigens gehalten. Scheinbar hat der Amateur-Schrauber doch was drauf. Ich bin aber trotzdem noch zu meinem Date in die hiesige Werkstatt gefahren. Mann oh Mann, da war was los. Ich war nicht der einzige mit Problemen. Nach ca. 15 Min Wartezeit inkl. einer kalten Cola Zero, war ich dann dran. Er schaute sich das kurz an und war der Meinung, das ich erst mal weiterfahren kann. Frei übersetzt meinte er wohl: " Hau ab, ich hab jetzt keine Zeit und Bock auf dich". Na wie auch immer, zumindest bremst das Ding ja noch. Solange ich das Radl noch zum Stehen bekomme, fahre ich erst mal weiter. Leider kann ich meine erste Pause auf der Tour nicht für eine weitere Überprüfung nutzen, da ist nämlich Pfingsten. Geile Planung gell? Ja, da war ich dann wohl doch nicht so fuchsig. Die nächste Pause ist dann in Meersburg am Bodensee. So, nun lassen wir das Thema und ich mache mich mal langsam für das Dinner fertig. Morgen wird es etwas härter, da warten dann fast 1000 Höhenmeter auf mich. Ich werde sicher davon berichten.

06.06. Bad Karlshafen - Melsungen

Etappe 4

Entfernung: 73 km
Höhenmeter: 920 Meter 


Tagebuch:

Das war heute also die Königsetappe in Deutschland. Quer durch die Kasseler Berge und den Reinhardtswald. Ging auch ganz gut los - bis nach 10 km der große Regen kam. Und der hörte auch erst nach 3 Stunden wieder auf. Also musste ich mich in die Regenklamotten quälen und das ganze irgendwie durchziehen. Oben auf 450 Meter waren es gerade mickrige 13 Grad. Am Vortag waren es noch 28 Grad. Ich bin froh, wenn ich diesen Temperatursturz ohne grippale Folgen überstehe. Einige werden mich jetzt wieder als Pussy titulieren, grins. Die Unterkunft in Melsungen habe ich dann um 15:00 Uhr erreicht. Die nette und bestimmt achtzigjährige Wirtin begrüßte mich freundlich und wußte nichts von meiner Reservierung. Aber sie hatte noch ein Zimmer frei und ich konnte dieses freudestrahlend beziehen. Dann noch einen Stadtrundgang duch die schöne Altstadt und dann ab in die Pizzeria. Morgen freue ich mich auf die Burgenstadt Schlitz.


07.06. Melsungen - Schlitz

Etappe 5

Entfernung: 66 km
Höhenmeter: 660 Meter 



Tagebuch:

Also heute war es auch nicht von schlechten Eltern. Erst mal 26 km bergauf bis 500 Meter. Der Anstieg war zwar moderat, zermürbt ein aber trotzdem mit der Zeit. Und dann nach der Talfahrt noch mal 100 Meter rauf. So langsam bekomme ich die Ausdauer für die Alpen, grins. Und Morgen wird es wieder eine harte Etappe. Da geht es auch 27 km bergauf bis auf 520 Meter. Allerdings sind da kurze Abfahrten eingelagert. Das ist dann so eine Art Zirkeltraining. Die letzten 20 km bin ich heute am Fulda Radweg R1 entlang gefahren, das war wunderschön. Und dann kommt Schlitz! Die bislang schönste Stadt meiner Tour - echt ein Traum. Ich wohne heute direkt in der Altstadt in der Schachtenburg. Zwar sieht die Burg mehr aus wie ein großes Fachwerkhaus, ist aber trotzdem toll. Leider habe ich Probleme, hier Bilder einzufügen. Das geht nur mit viel Aufwand. Ich werde es später noch mal versuchen.







08.06. Schlitz - Büdingen

Etappe 6

Entfernung: 66 km
Höhenmeter: 650 Meter 


Tagebuch:




09.06. Büdingen - Aschaffenburg

Etappe 7

Entfernung: 52 km
Höhenmeter: 240 Meter 


Tagebuch:

Tja, so kann es einem ergehen. Am Vortag hatte ich mit dem Wetter zu kämpfen (Sturm) und heute musste ich bei besten Bedingungen die Geschwindigkeit drosseln. Mit 52 km war es ja eine relativ kurze Etappe, dazu keine Berge. Ich habe am Vortag noch bei der Unterkunft angerufen, ob das Zimmer evtl. schon früher fertig ist. Ich hatte glück und durfte statt 15:00 Uhr schon um 14:00 Uhr einchecken. Und obwohl ich unterwegs so getrödelt habe, war ich letztendlich um13:30 Uhr im Zimmer. Da ich in Aschaffenburg einen Tag Pause habe, ist jetzt Waschen angesagt. Mit Rei in derTube kein Problem. Und das Wasser war auch ganz schön dreckig. Nach dem Waschen geht es in den Biergarten und ich werde ein bayerisches Getränk geniessen. Ich bin ja für eine Etappe im Freistaat Bayern. Bei 26 Grad und Feiertag war hier auch ganz schön was los. Apropo Feiertag, heute waren so viele Radler unterwegs, das war schon nicht mehr schön. Da ging es zu wie auf der Autobahn. Nun ja, ich bin ja auch am Main Radweg gefahren, der zählt zu den Top Fahrradrouten. Die Stadt selbst hat mir anfangs nicht so gut gefallen, nur das Schloss sticht hier hervor. Als ich dann am zweiten Tag noch mal alles ausführlich abgeklappert bin, habe ich aber doch sehr schöne Sachen gesehen. Es ist ein wenig wie in Bremen. Die schönen Sachen (wie den Schnoor bei uns) muss man etwas suchen. Und die Fussgängerzonen sind in beiden Städten nicht so formschön. Jetzt mache ich gerade Pause und sehe mir später noch das Schloss etwas genauer an. Ach ja eine Anekdote habe ich noch vom Vortag: Die Wirtin wollte mir gleich zeigen, wo ich meinen Akku vom Fahrrad aufladen kann. Ich guckte sie verweifelt an. Welcher Akku? Sie guckte verwundert zurück. Fahren sie etwa ohne Akku? Ich: Na klar, solange ich noch fit bin, kommt mir kein E-Bike unter die Finger. Ich scheine wohl zu einer aussterbenden Art von Fahrradfahrern zu gehören. Morgen steht dann eine meiner längsten Etappen mit 83 km an. Dann beende ich das kurze Intermezzo in Bayern und erreiche Baden Würtemberg. Blöderweise soll es denn ganzen Tag bei 16 Grad regnen. Aber zumindest soll der Wind das erste mal aus Nordwest kommen, also Rückenwind. Aber da die Vorhersage noch nicht einmal richtig war, warte ich erst mal ab. Eigentlich kann mich schon gar nichts mehr schocken. 

10.06. Aschaffenburg (Pause)

Pause in Aschaffenburg

Tagebuch:  




11.06. Aschaffenburg - Mosbach

Etappe 8

Entfernung: 86 km
Höhenmeter: 650 Meter 


 Tagebuch:

Heute stand meine längste Etappe mit 87 km an und führte mich über den Odenwald. Nach dem Pausentag hatte ich gute Beine und bin wieder sehr zeitig um 13:30 Uhr angekommen. Den letzten Anstieg über 260 Höhenmeter bin ich zuerst besonnen angegangen. Aber dann merkte ich, dass ich noch Power habe und bin die letzten 8 km im vierten Gang hochgehechelt mit ca. 14-16 km/h. Normalerweise schleiche ich die Berge eher mit 7-10 km/h hoch. Ich hatte auch keine Angst es nicht mehr bis zum Etappenziel zu schaffen, da es vom höchsten Punkt nur noch 27 km bergab ging. Bei der Abfahrt bin ich einen schönen Radweg durch den Wald gefahren, wo man eine tolle Aussicht auf die Landschaft und Berge hatte. Als ich dann vor dem Hotel stand, dann die Enttäuschung. Es war niemand da, ich musste erst jemanden per Telefon ordern. Nach 10 Min war die nette Dame da und ich konnte einchecken. Die heutige Unterkunft ist die einfachste auf meiner Tour und das merkt man auch. Ich musste erst mal Klopapier organisieren, da auf meiner Rolle gerade noch 3 Blätter waren. Kann passieren, muss aber nicht. Anschließend bin ich mit der S-Bahn in die Innenstadt von Mosbach gefahren, da die Unterkunft ein Ort weiter ist. Zum Bahnhof ist es aber nicht weit, da meine Unterkunft der ehemalige Bahnhof von Neckarelz ist. Und die Züge fahren alle 10 Min. Die Altstadt von Mosbach ist okay, aber auch nicht der Überbringer. Der Marktplatz ist recht anschaulich. Ich habe noch etwas Verpflegung für den nächsten Tag gekauft und bin wieder mit der Bahn zurück nach Neckarelz. In der morgigen Unterkunft habe ich mich vorsichtshalber schon mal angemeldet, bevor ich wieder vor einer verschlossenen Tür stehe. Und morgen kann ich sogar schon um 12:00 Uhr einchecken. Noch mal ein Wort zu den Wettervorhersagen: Es stimmte noch keine. Heute sollte es den ganzen Tsg regnen und es kam kein Tropfen. Gestartet bin ich trotzdem mit voller Regenmontur und warmen Sachen. Ich fühlte mich wie ein Yeti und musste mich schon nach wenigen Kilometern wieder etwas entblößen. Wie man es macht ...
Nun geht es gleich in die Dusche und dann versuche ich es wieder bei einem Griechen.

So long ...

12.06. Mosbach - Bietigheim-Bissingen

Etappe 9

Entfernung: 60 km
Höhenmeter: 470 Meter 


Tagebuch:

Ein Tag zum abhaken. Wie immer falsche Wettervorhersage. Es sollte nicht regnen und was war? 5 Stunden Wolkenbruch. Es war unglaublich. Dauerregen hatte ich ja schon häufiger. Aber so eine Sinnflut noch nie. Am Ziel war alles durch. Das haben meine Regenklamotten nicht geschafft. Ich konnte sogar meine Unterwäsche auswringen. Die Schuhe sind auch völlig durch. Keine Ahnung, ob die Sachen bis zum nächsten Morgen wieder trocken werden. Noch so ein Regentag und ich bin am Bahnhof. Ich muss wohl nicht schreiben, dass es am Etappenziel aufgehört hat zu regnen. Immerhin ist die Stadt sehr schön und ich konnte noch draussen bei schönstem Wetter Kaffee un Kuchen geniessen. Ich bin gespannt, was der morgige Tag so bringt.

13.06. Bietigheim-Bissingen - Tübingen

Etappe 10

Entfernung: 64 km
Höhenmeter: 890 Meter 


Tagebuch:

Nach dem Frühstück gleich wieder die Ernüchterung: Es regnet! Ich mache mir schon Gedanken, ob ich zum Bahnhof fahre, und die Tour abbreche. Aber zum Glück war es nur ein Schauer und ich bin planmäßig gestartet. Den Rest des Tages hatte ich auch bestes Wetter. Aber die Tour war hart, so hart, wie mein Hintern mittlerweile ist. Dennoch habe ich Tübingen um 14:00 Uhr erreicht. Da hier in der Nähe eine Fahrradwerkstatt ist, wage ich mal wieder einen Versuch. Aber gleich wieder die Ernüchterung: Es klebte ein Zettel an der Tür, wir nehmen zur Zeit keine Neukunden an. Also wie immer bei meinen bisherigen Versuchen. Dennoch klingel ich an der Tür und werde mit meinem Anliegen vorstellig. Und dann die Überraschung: Der junge Mann war sehr hilfsbereit und versprach mir, die Bremse bis zum Abend zu reparieren. Und tatsächlich, um 17:00 Uhr kam der Anruf, das Radel ist fertig. Hurra! Und was soll ich sagen, die Bremse funktioniert einwandfrei. Einen Check haben sie auch noch durchgeführt, klasse. Während der Reparatur habe ich mir Tübingen angesehen. Super, wohl die schönste Stadt bislang auf meiner Tour. Nur preislich spielt die Stadt in einer anderen Liga. Morgen wird es dann richtig hart. Es geht über die Schwäbische Alb und ich muss auf 732 Meter hochradeln. Gleich die ersten 23 km geht es nur bergauf, alleine dieser Anstieg sind 400 Höhenmeter. Morgen berichte ich, wie es mir ergangen ist.  

14.06. Tübingen - Sigmaringen

Etappe 11

Entfernung: 69 km
Höhenmeter: 820 Meter 


Tagebuch:

15.06. Sigmaringen - Meersburg

Etappe 12

Entfernung: 54 km
Höhenmeter: 550 Meter 


Tagebuch:

Trotz der geringen Distanz, war es dennoch eine anspruchsvolle Etappe. Es ging immer bergauf und bergab und das bei besch... Gegenwind. In den 12 Tagen wo ich gefahren, habe ich immer Gegenwind gehabt. Auch ein Novum, so viel Gegenwind hatte ich noch auf keiner Tour erlebt. Aber egal, ich habe mein erstes großes Ziel erreicht - Meersburg am Bodensee. Gleichzeitig habe ich auf meiner Tour das Ende von Deutschland erreicht. Auf der anderen Seite des Bodensees liegt schon die Schweiz. Am Montag setze ich dann mit der Fähre nach Konstanz über, was noch zu Deutschland gehört. Aber gleich hinter der Stadt beginnt die Schweiz. 

Zwischenfazit:

Also ich muss schon sagen, das war bestimmt eine der schwierigsten Fahrten durch Deutschland. Durch die kürzeren Etappen, bin ich teilweise eine noch geradere Linie mit noch mehr Bergen gefahren. Bis Bad Karlshafen war es relativ einfach. Aber die drei Tage durch das hessische Bergland waren schon sehr anspruchsvoll. Die zwei Flusstage am Main und Neckar waren zwar einfach, dafür hat das Wetter am Neckar nicht mitgespielt. Da wäre ich fast in meiner eigenen Kleidung ertrunken. Körperlich anspruchsvoll wurde es dann wieder im Odenwald (noch vor dem Neckar) und über die Schwäbische Alb. Das waren auch die schönsten Etappen. Körperliche Blessuren habe ich bislang keine, ich bin selbst erstaunt wie gut es mir noch geht. Die Schwellungen am Hintern sind auch mittlerweile Geschichte. Dafür hat es mein Fahhrad mit ein paar Blessuren erwischt. Schon auf der zweiten Etappe nach Hameln, hat die Vorderradbremse Öl verloren. Dadurch hat auch die Bremsleistung nachgelassen. Eine Reparatur war schwierig, alle Werkstätten sind voll und überlastet. Erst in Tübingen konnte man mein Fahrrad wieder in Ordnung bringen. Mittlerweile hatte sich auch der Kettenspanner verstellt und die Kette musste geölt werden. 

Städte: 

Auf dieser Tour wollte ich nur schöne Städte als Etappenziele anfahren. Dadurch kommen auch die zum Teil etwas kürzeren Etappen zu Stande. Früher bin ich ja längere Etappen gefahren, dafür bin ich an schöne Städte einfach vorbeigefahren. Auf dieser Tour bin ich bislang auch nicht enttäuscht worden, es sind alles schöne Städte. Für mich persönlich ist Meersburg die schönste Stadt. Tolle Altstadt mit zwei Schlössern und dazu direkt am Bodesee gelegen. Sehr romantisch sind Schlitz und Büdingen. Und Tübingen ist auch echt der Hammer. Eine Bewertung ist echt schwierig, weil jede Stadt einen eigenen und besonderen Charme hat.

Wetter:

Noch keine richtige Vorhersage, was ist da los bei den Meterologen? Einen einzigen Tag mit blauen Himmel von morgens bis abends, hatte ich nur von Hameln nach Bad Karlshafen. Bei den anderen "guten" Tagen, waren meistens viele Wolken im Spiel. Einen Tag hatte ich nur Sturm (Gegenwind), da war ich nicht mehr weit vom Aufgeben entfernt. Und dann noch die zwei Regentage. Der erste über den Reinhardtswald war noch zu ertragen, der zweite am Neckar war eine Vollkatastrophe. Fünf Stunden Wolkenbruch. Wieder hatte ich Gedanken, die Tour zu schmeißen. Aber wie man sieht, bin ich immer noch "On Tour"

So, jetzt habe ich genug geschrieben, gell?

16.06. Meersburg (Pause)

Pause in Meersburg

Tagebuch:


17.06. Meersburg - Feldkirch

Etappe 13

Entfernung: 87 km
Höhenmeter: 360 Meter 


Tagebuch:

Eine ganz interessante und schöne Etsppe heute. Zuerst ging es mit der Fähre von Meersburg nach Konstanz. Also habe ich die ersten 5 km gemogelt, grins. Dann ging es ca. 50 km am Bodensee entlang, obwohl der Fahrradweg nur die wenigsten Kilometer direkt am See lang ging. Dann bin ich abgebogen und musste einmal über einen Berg fahren Richtung St. Margarethen. Weiter ging es dann am Rhein entlang, der auch gleichzeitig die Grenze zu Österreich ist. Nach knapp 20 km habe ich die Schweiz dann verlassen und bin nach Feldkirch in Österreich gefahren, mein heutiges Etappenziel. In Feldkirch musste ich mir dann eine neue Jacke kaufen, da meine alte irgendwie kaputtgegangen ist. Ein ziemlich langer Riss, da war nichts mehr zu machen. Gerade in den Alpen ist es teilweise sehr frisch, da möchte ich nicht ohne fahren. Vor der morgigen Etappe habe ich etwas schiss, da geht es 50 km nur bergauf. Das habe ich in meiner Radfahrerkarriere auch noch nicht gemacht. 40 km war bislang das Maximum. Ich bin gespannt und werde natürlich berichten!

18.06. Feldkirch - Stuben

Etappe 14

Entfernung: 50 km
Höhenmeter: 1010 Meter 


Tagebuch:

Heute standen nun 50 km nur bergauf an. Die ersten 30 km waren okay, dann wurde es aber hart. Die Etappe nach Stuben ist praktisch der erste Teil vom Arlbergpass. Bis hierhin musste ich 1000 Höhenmeter bewältigen bis auf 1400 Meter Höhe. Am nächsten Tag muss ich dann noch die Rampen zum Pass hochfahren, das sind dann noch 400 Höhenmeter. In Stuben selbst ist nicht viel los, aber der Ort ist trotzdem sehr niedlich. Irgendwie hatte ich aber den Eindruck, in einer Geisterstadt zu sein. Keine Touris zu sehen. Erst am späten Abend haben sich einige Grufties zum Kaffee und Kuchen blicken lassen. Dummerweise hatte der einzige Dorfladen noch Saisonferien. Hier beginnt die Sommersaison erst im Juli. Wie soll ich nun Getränke für den nächsten Tag bekommen? Ich bin nicht so der Leitungswasser-Typ. Also habe ich im Hotel eine Flasche Mineralwasser erstanden für 5 Euro! Quasi ein Schnäppchen. Dafür wurde ich mit einem sehr schönen Zimmer entschädigt. Die Wirtin gab mir sogar ein kostenloses Upgrade für ein besseres Zimmer. Hier hätte sogar meine Kuttermannschaft platz gehabt. So, nun komme ich langsam zum Ende und frühe mich schon auf's Abendessen.

19.06. Stuben - Landeck

Etappe 15

Entfernung: 41 km
Höhenmeter: 490 Meter 
Arlbergpass: 1793 Meter


Tagebuch:

Wow, das war heute die kürzeste Etappe der Tour - unter 4 Stunden. Kein Wunder, es waren gerade 40 km zu bewältigen. Allerdings musste ich noch den Arlbergpass erklimmen mit 1800 Meter Höhe. Für die restlichen 400 Meter von Stuben, benötigte ich genau eine Stunde. Jetzt erst einmal Kaffeepause und das Panorama geniessen. Hier lag soviel Schnee, wie ich vor zwei Jahren auf dem 2500 Meter hohen Timmelsjoch gesehen habe. Von hier oben ging es die restlichen 35 km nach Landeck nur noch bergab, die reinste Entspannung. So war ich schon um 12:50 Uhr im Hotel. Aber kann man das vorher wissen? Ich wollte auch unbedingt in Landeck Station machen, da es der letzte große Ort auf meiner Tour ist. Hier habe ich noch mal das ganze Material aufgefrischt. Neue Unterwäsche kaufen, Sonnenmilch usw. Der Ort selbst gibt nichts her, außer eben Einkaufsmöglichkeiten. Auf morgen bin ich schon gespannt, wenn es nach Italien zum Reschensee geht. Dummerweise ist die Reschenstraße wegen den Winterschäden gesperrt. Jetzt wird der ganze Verkehr auf meiner Route umgeleitet. Da werden die Straßen sicherlich voll sein. Aber vielleicht habe ich ja glück und es ist morgen nicht so viel los. In Österreich ist morgen Happy Kadaver (Fronleichnam). Oder ist dann gerade viel los? Man weiß es noch nicht so genau. Ich werde morgen wieder berichten. 

Ach ja, eine Anekdote habe ich noch. In der letzten Unterkunft hatte ich ja einen schönen Balkon mit Holzdielen. Und was passiert? Zack, hat der Wohltmann einen Splitter im Fuß. In einer Notfallmaßnahme konnte ich zwar den oberflächligen Splitter rausoperieren, leider aber nicht das tieferliegende Stück. Alle operativen Eingriffe blieben erfolglos. Also Pflaster drauf und weiter gehts. Beim radeln hatte ich heute keine Probleme mit dem Splitter. 


20.06. Landeck - Reschen

Etappe 16

Entfernung: 57 km
Höhenmeter: 1000 Meter 
Reschenpass: 1504 Meter


Tagebuch:

Heute ging es durch das obere Inntal bis zum schweizer Grenzort Martina (der Ort heisst wirklich so). Der Anstieg war bis hierhin leicht bis mittelschwer. In Martina biegt dann links die Straße zur Norbertshöhe ab, wo man auch gleich wieder die Grenze zu Österreich passiert. Die Norberthöhe erreicht man über 11 Kehren, was eine anspruchsvolle Angelegenheit ist. Wie schon beschrieben, wurde der Verkehr von der eigentlichen Reschenstraße, über die Norbertshöhe umgeleitet. Und ich mittendrin. Das war echt Schei... Ein einziger Fahrzeugkonvoi, der sich die Serpentinen hinaufwälzte. Oben angekommen, war ich schon ein wenig angeditscht. Nun ging es runter nach Nauders, und anschließend wartete der letzte Anstieg zum Reschenpass. Mit leicht angesäuerten Beinen habe ich es dann geschafft - Bella Italia! Ein toller moment, wenn man es mit dem Fahrrad so weit geschafft hat. Hier gab es sogar ein Schild mit der Passhöhe. Nun noch drei km bis zur Unterkunft. Als ich vor dem Hotel stehe, ist hier alles tot. Auch keine reaktion auf die Türklingel. Hmm, ich rufe das Hotel an undes stellt sich heraus, dass ich vor dem falschen Hotel stehe. Wie peinlich ... Gebucht habe ich Panorama 2000 und im Navi habe das Alpenhotel Panorama eingegeben. Nun ja, es war ja bislang meine erste Navi Panne. Der Rest des Tages verlief dann völlig normal. Wäsche waschen, Ort ansehen und dann Abendessen. Morgen werde ich dann mit der Seilbahn fahren und mir die Kirche im Wasser ansehen.


21.06. Reschen (Pause)

Pause in Reschen (Reschensee)

Tagebuch:

Erst mal sorry, dass es in den letzten Tagen mit dem Tagebuch nicht so geklappt hat. Ich habe geschrieben wie ein Weltmeister und habe wohl beim Speichern irgendwas falsch gemacht - doof. Ich habe aber die Einträge verkürzt nachgeholt. Zu Kai seinem Eintrag: Ja, der Splitter ist noch drin. Aber da er nicht schmerzt, fusche ich da nicht weiter herum. Da das Wetter momentan etwas wechselhaft ist und für den Nachmittag Regen angesagt war, habe ich meine Aktivitäten am Vormittag durchgezogen. Nach dem Frühstück bin ich mit der Seilbahn auf die Schönebenalm auf 2100 Meter gefahren. Leider war der Ausblick nicht so toll, so dass ich noch 200 Meter weiter nach oben gekraxelt bin - in Turnschuhen. Leider wurde die Aussicht nicht spektakulärer. Keinen Blick auf die Ortlergruppe und keinen Blick auf den Reschensee. Schade, war aber trotzdem schön. Anschließend bin ich mit dem Rad zur berühmten Kirche im See gefahren. Das ist echt ein Highlight. Mittags war ich wieder im Hotel (im richtigen) und habe etwas gechillt und Berichte nachgeschrieben. Der Regen kam übrigens nicht, welche Überraschung. Nun packe ich meine Sachen und bereite michvauf die vorletzte Etappe vor. Morgen geht es nach Trafoi, dem letzten Ort vor dem Stilfser Joch. Trafoi liegt schon direkt an der Passstraße auf 1441 Meter. Fehlen dann nur noch 1300 Meter 😬 


22.06. Reschen - Trafoi

Etappe 17

Entfernung: 40 km
Höhenmeter: 660 Meter 


Tagebuch:

Heute also die Anfahrt zur Stilfser Joch Straße nach Trafoi. Und was soll ich sagen? Es regnet mal wieder. Von der schönen Landschaft war nichts zu sehen. In Mals habe ich am Bahnhof gestoppt, um mir schon mal die Fahrkarte von Schlanders nach Bozen zu kaufen. Ursprünglich wollte ich ja von Mals zurückfahren, doch leider ist die Strecke bis Schlanders wegen Bauarbeiten gesperrt. Darum muss ich doch noch eine kleine Etappe dranhängen und 20 km von Glurns nach Schlanders radeln. Anschließend bin ich weiter Richtung Prad am Stilfser Joch, wo die Straße zum Stilfser Joch beginnt. Hier radel ich noch 9 km und 500 Höhenmeter nach Trafoi hoch, der Ausgangspunkt für die Königsetappe. Jetzt wurde der Regen noch schlimmer und ich immer frustrierter. Nichts zu sehen von dem schönen Alpenpanorama. Am Hotel angekommen, habe ich erst mal einen Augenblick gewartet, bis die Sachen nicht mehr so trieften. Die Wirtin war sehr freundlich und hat mich herzlich begrüßt. Nach dem ich meine Sachen erst mal zum Trocknen aufgehängt hatte, ein kleiner Mittagsschlaf. Und als ich wieder aufwache, draussen blauer Himmel, Hurra. Ich Stürme aus dem Hotel und sehe das beeindruckende Ortler-Massiv. Echt beeindruckend. Nun war ich wieder happy und habe mich für das Abendessen fertig gemacht. Heute gab es ein fünf Gänge Menü, das im Preis inbegriffen war. Es war fantastisch. Zuerst einen Salat, dann Spaghetti ala Pesto, dann eine Suppe und danach der Hauptgang, bestehend aus einem Steak, kartoffelrösti und Brokkoli. Als Abschluss gab es ein leckeres Tiramisu. Das war mein Gala-Essen auf der Tour. So hatte ich noch einen schönen Abend und freue mich auf die Königsetappe am nächsten Tag.

23.06. Trafoi - Stilfser Joch - Glurns

Etappe 18

Entfernung: 47 km
Höhenmeter: 1360 Meter 
Stilfser Joch: 2757 Meter


Tagebuch:

Start frei zur Königsetappe! Eins vorweg, es war eine grandiose Etappe. Das Wetter war relativ gut, zwar bewölkt aber man hatte eine gute Sicht auf die Berge. Ich war schon zweimal mit dem Auto auf dem Stilfser Joch und jedes mal war schlechtes Wetter. Also war ich erst einmal glücklich. Beim Start war ich doch ein wenig skeptisch, da die letzten Tage doch sehr anstrengend waren. Es ging auch erst sehr gemächlich los, da die Steigung extrem war. Zum Vergleich: Als es vor zwei Jahren auf das Timmelsjoch ging, war die Steigung nicht so stark und ich bin mit abgespeckten Gepäck gefahren. Damals habe ich mich ja mit meinem Frauchen in Sölden getroffen und konnte ihr etwas von den nicht mehr benötigten Klamotten mitgeben. Dieses mal bin ich aber mit dem kompletten Gepäck losgefahren. In der ersten Stunde war der Verkehr auch noch recht ruhig, das änderte sich aber schnell. Erst zogen jede Menge Rennradfahrer an mir vorbei und dann kamen die Motorradfahrer. Echt heftig! Das war nicht mehr feierlich. Die knattern da mit Vollgas hoch und verursachen einen Lärm, da brauchst du Ohrenstöpsel. Und dazu dann noch Autos und Wohnmobile. Für Busse ist der Pass zum Glück gesperrt, da die Straße viel zu schmall ist. Das die Straße so schmall ist, hätte ich auch nicht gedacht. Da war ein Geschiebe an den Kehren. Nicht selten staute sich der Verkehr dort, weil gerade Wohnmobile nicht gleich um die Kurven kamen. Egal, ich bin meinen Stiefel raufgefahren und habe jede Menge Fotostops eingeschoben. Die Serpentinen sind schon ein Highlight, insgesamt sind es 48! Die Aussicht auf die Ortler-Gruppe war grandios. Irgendwann überholt mich ein Rennradfahrer mit St.Pauli T-Shirt und grüßt mich mit Moin Moin. Auf meine Tasche habe Ich ja ein Bremen Schild geklebt, damit man weiß, woher ich komme. Das hatte schon häufiger witzige Begrüßungen zur Folge. Nach ca. 4 Stunden bin ich dann tatsächlich ohne große Probleme auf dem Pass angekommem. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was hier los war. Ein Rummel, wie ich ihn auf einem Pass noch nie erlebt habe. Alle waren sie hier. Rennradfahrer, Motorradfahrer und ein Radler mit Gepäck - ich! Die Straße war so zugeparkt, man konnte sie gar nicht mehr erkennen. Nee, das war ja nichts für mich. Wer die Natur geniessen wollte, ist hier definitv falsch. Dennoch habe ich mich hier 2 Stunden aufgehalten, da es doch mein ZIEL ist. Ich bin dann noch zu einer Gaststätte rauf und habe mir ein kühles Getränk gegönnt. Anschließend habe ich noch jede Menge Fotos geschossen und habe noch mal die Landschaft genossen. Kinners, ihr glaubt ja nicht, wie stolz ich bin. Den zweihöchsten Pass der Alpen zu bezwingen uns das als Flachlandtiroler. Nun musste ich mich aber doch verabschieden, da ich ja irgendwann auch mal in Glurns ankommen wollte. Die Rückfahrt ging dann über den Umbrailpass und mal wieder über die Schweiz. Noch nie habe ich auf einer Fahrradtour so häufig Grenzen überquert. Das ist nun mal so, wenn man in einem Dreiländereck unterwegs ist. Die Abfahrt vom Umbrailpass hat mir sehr gut gefallen und die Straße war noch schmaler als die Stilfser Joch Straße. Und dann war ich in Glurns und die wohl beste Etappe meines Lebens ist zu Ende - schade. Morgen geht es mit dem Zug zurück nach München, wo ich noch eine Nacht bleibe. Einerseits freue ich mich total auf zuhause, aber anderseits werden mir die Berge auch etwas fehlen. Wer weiß, vielleicht war das meine letzte große Alpentour. Der Aufwand und gerade die Kosten sind immens. Einzelzimmer werden auch immer teurer und für das Abendessen Plus zwei Getränke und Trinkgeld, habe ich nicht selten 30 Euro bezahlt. Für diese Fahrradtour hätte ich eine Kreuzfahrt buchen können (ohne private Ausgaben). Mal sehen, vielleicht spare ich ja und die nächste Fahrradtour ist erst in 4 Jahren. Ziele gibt es auf jeden Fall noch genug!